Mittwoch, 09. Februar 2011
Landkreis stürzt Vereine und Verbände in die Krise
Rheingau Taunus Kreis streicht den Verbänden rückwirkend die Zuschüsse für 2010
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Dass angesichts knapper Kassen ausgerechnet für die ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit weniger Geld zur Verfügung steht ist schon erschreckend. Dass aber Jugendverbänden für ein komplettes Jahr rückwirkend die Förderungen gestrichen worden sind, hat doch eine neue Qualität. Die Mitgliedsverbände des Hessischen Jugendrings zeigten sich geschockt, über entsprechende Beschlüsse im Rheingau Taunus Kreis.

„Hier werden der Jugendverbandsarbeit nicht nur die zukünftige Grundlage ihrer Arbeit entzogen, sondern auch bereits zugesagte Mittel nicht ausgezahlt.“ zeigte sich Anke Muth, Vorsitzende des Hessischen Jugendrings über das Vorgehen im Rheingau Taunus Kreis entsetzt. In einem kurzen Schreiben seien die aktiven Jugendverbände darüber informiert worden, dass die für 2010 eingeplanten Mittel nach Beschluss christdemokratisch-liberalen Mehrheit nicht ausgezahlt werden. Damit fällt die Förderung für Fahrten, Lager und sonstige Freizeitmaßnahmen für ein ganzes Jahr aus. „So kann man nicht mit ehrenamtlich Aktiven umgehen.“ erklärte Anke Muth weiter. Ein Engagement sei so auf Dauer nicht möglich. Insgesamt gehe es um die Summe von 28.000 Euro, die die Kreistagsmehrheit den Jugendverbänden verweigere.

 Von dem Geld finanzierten die Verbände Angebote wie wöchentliche Gruppenstunden oder sorgten mit niedrigen Beiträgen in der Sommerfreizeit dafür, dass sich alle Kinder eine Teilnahme leisten können. An diesem Punkt seien die Engagierten aus Vereinen und Verbänden besonders hart getroffen. Durch viele Stunden ehrenamtlichen Einsatz leisteten sie einen großen Beitrag für die Menschen im Kreis Rheingau Taunus und nun werde ihnen von den politisch Verantwortlichen die Finanzierung der bereits durchgeführten Aktionen und Projekte gestrichen.

"Die Verbände bleiben auf ihren Kosten sitzen!", erklärt Bianka Mohr, BDKJ Landesoorsitzende. "Sie hatten sich natürlich auf den seit Jahren gezahlten Zuschuss verlassen und ihre Veranstaltungen entsprechend ausgelegt. Wenn die Förderung durch den Kreis jetzt nicht stattfindet, müssen die Ehrenamtlichen in den Verbänden schlimmstenfalls die Finanzlücken mit Geld aus ihrem persönlichen Geldbeutel schließen", so Mohr weiter.

Abgesehen davon, dass das Vorgehen keinen Hinweis auf den Wunsch nach Dialog zulässt, bewegt sich der Kreistag auch rechtlich auf dünnem Eis. Nach dem achten Buch des Sozialgesetzbuches (§ 12) sei die Politik dazu verpflichtet, die Jugendverbände in ihrer eigenverantwortlichen Tätigkeit finanziell zu fördern. Besonders kritisch bewerteten BDKJ und HJR die Tatsache, dass die Verantwortlichen sogar bereits zugesagte Mittel nun nachträglich gestrichen hätten. „Man kann von Jugendverbänden keine solide und nachhaltige Haushaltsplanung verlangen und dann die Kalkulation für Aktionen durch nachträgliches Streichen der Mittel über den Haufen werfen.“ so Mohr.

"Der Kreis spart am falschen Ende. Denn wenn die Verbände keine ehrenamtlich getragene Kinder und Jugendarbeit mehr machen, muss letztlich die öffentliche Hand einspringen. Und das wird teurer!", ist sich Bianka Mohr sicher.

Auf ihrer Hauptausschusssitzung verurteilten die Hessischen Jugendverbände die Vorgänge im Rheingau Taunus Kreis geschlossen als Versuch, die Konsolidierung der Haushalte auf Kosten derer voranzutreiben, die am wenigsten Verantwortung für die enge Kassenlagen trügen. Die Jugendverbände waren sich einig, dieses Vorgehen unter keinen Umständen zu billigen und vereinbarten weitere Aktivitäten, um die Bürger in Landkreis auf diese untragbare Situation aufmerksam zu machen. Gleichzeitig forderten die Delegierten des Hauptausschusses die Verantwortlichen aus der Politik auf, die getroffenen Entscheidungen schnellstmöglich zurück zu nehmen, um die Arbeit von Vereinen und Verbänden nicht weiter zu gefährden .

Jugendarbeit im BDKJ

Rund 30.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Hessen engagieren sich ehrenamtlich in der katholischen Jugendarbeit. Die unterschiedlichen Jugendverbände und Gruppen gestalten ihre Arbeit selbstbestimmt, demokratisch und am Evangelium Jesu Christi orientiert.

Zum BDKJ Hessen gehören die Diözesanverbände Fulda, Limburg und Mainz.